Neubau – aber wo?

Symbolbild: Parkplatz am Verteilerkreis


Neubau – erst auf grau!

Wien wächst. Aufgabe der Stadtentwicklung ist es, zwischen dem Bedarf an neuem – leistbarem – Wohnraum und steigendem Bodenverbrauch abzuwägen. Einfach auf der grünen Wiese zu bauen, ist der falsche Weg.

Wohnraum vs. Boden

Maßnahmen gegen die Bodenversiegelung sind eines der wichtigsten Themen für einen wirksamen Klimaschutz. Ein einmal verbauter und versiegelter, gesunder und fruchtbarer Boden kann nie wieder in gleicher Qualität hergestellt werden.

Österreich zählt zu den Ländern mit dem höchsten Bodenverbrauch in Europa. Umso wichtiger ist es, unversiegelte Flächen zu erhalten und mit dieser endlichen Ressource schonend umzugehen. Die Bundesregierung hat festgelegt, dass der Bodenverbrauch nicht mehr als 2,5 ha pro Tag betragen darf – derzeit liegt er noch bei ca. 12 ha pro Tag. Bisher gibt es noch kein konkretes Konzept des zuständigen Landwirtschaftsministeriums, wie dieses Ziel erreicht werden soll.

Wie alle Metropolen der Welt ist auch Wien eine wachsende Stadt. Das nahe und vielfältige Angebot an Bildungseinrichtungen, Arbeitsplätzen, Kultureinrichtungen und Wohnraum ist für viele Menschen ein Argument, in der Stadt zu leben.

Um den berechtigten Gründen gerecht zu werden, muss eine Stadtverwaltung auch vorausschauend und nachhaltig die Rahmenbedingungen schaffen, damit die positiven Aspekte, warum Menschen gerne in Städten leben, erhalten bleiben. Dazu gehört auch, dass bei entsprechendem Bedarf neue Wohn-, Industrie- und Arbeitsstandorte geschaffen werden.

Angesichts dieser Herausforderung und der Problematik der Bodenversiegelung steht auch die Stadt Wien in der Verantwortung, eine behutsame Stadtentwicklung zu betreiben. Einfach auf der grünen Wiese zu bauen, ist daher der falsche Weg.

Wir Grüne haben Punkte erarbeitet, die den Boden schützen und gleichzeitig den Bedürfnissen einer wachsenden Stadt gerecht werden.

  • Leerstandsabgabe:
    Die Stadt Wien beruft sich auf ein altes Urteil, wonach eine Leerstandsabgabe verfassungswidrig sei. Dies ist jedoch nicht ganz korrekt, da Tirol, Salzburg und die Steiermark bereits eine Leerstandsabgabe eingeführt haben. In Wien hat der Verwaltungsgerichtshof die Wiener Form der Abgabe aufgehoben, weil sie damals von der Stadt Wien falsch umgesetzt wurde.
    Eine Leerstandsabgabe hilft, leerstehende Wohnungen wieder dem Wohnungsmarkt zuzuführen.
  • Keine gewerbliche Nutzung von Airbnb und Co. in Wohngebieten:
    Wohngebiete sind in erster Linie zum Wohnen da! Nicht selten werden aber ganze Wohnhäuser aufgekauft und dafür bestehende Mieter:innen aus ihren Wohnungen gedrängt, um die Häuser für eine gewerbliche Kurzzeitvermietung anzubieten. De facto werden die Mieter:innen auf die Straße gesetzt. Was für die Eigentümer:innen solcher Wohnhäuser ein lukratives Geschäft ist, ist für die Wohnraumversorgung fatal. Wohnungen werden so dem Wohnungsmarkt entzogen, was wiederum die Mietpreise in die Höhe treibt.

Die ersten beiden Punkte helfen nicht nur den Boden vor weiterer Versiegelung zu schützen, sondern auch das Wohnen in Wien leistbar zu halten. Dazu läuft derzeit auch eine Kampagne von uns Grünen: Zu Hause – zu teuer!
Unterschreibe auch du die Forderungen, damit Wohnen in Wien wieder leistbar wird!
Alle Infos findest du auf www.zuhausezuteuer.at

  • Bebauung bereits versiegelter Flächen:
    Jeder kennt sie: Geschäfte in Gebäuden, die nur im Erdgeschoss gebaut sind und davor ein riesiger Parkplatz. Das ist eine extreme Flächenverschwendung! Bevor unbebaute Flächen für Neubauten in Angriff genommen werden, sollten genau diese Geschäftsflächen + Parkplätze überbaut werden. Unter dem Strich wäre das eine Win-Win-Situation für alle: Der Kundenkreis der Geschäfte vergrößert sich um den Anteil der Menschen, die darüber wohnen, die Flächen in der Stadt werden effizienter genutzt und die Autos stehen nicht mehr in der prallen Sonne und heizen sich unangenehm auf.
  • Baulücken schließen:
    Hier und da gibt es in der Stadt Baulücken, die lange nicht bebaut wurden oder als Zwischennutzung als Parkplatz genutzt werden. In der Regel sind auch diese Flächen bereits versiegelt, selbst wenn die erforderliche Baulandwidmung vorliegt. Viele Voraussetzungen, um diese Baulücken mit Gebäuden zu „füllen“, sind bereits geschaffen
  • Dachgeschossausbau:
    Der Ausbau von Dachgeschossen wird bis dato eher als Kapitalanlage für Immobilienbesitzer:innen mit dicker Geldbörse gesehen. In Kombination mit einer Leerstandsabgabe kann hier jedoch neuer Wohnraum geschaffen werden. Nicht nur bei privaten Wohnbauten, sondern auch bei Gemeindebauten sollte überlegt werden, wo ein Dachgeschossausbau möglich ist und dieser auch umgesetzt werden.
  • Flächen recyceln:
    Alte Industriegebiete, die schon lange verlassen sind und nicht mehr genutzt werden, bieten sich für die Schaffung von neuem Wohn- und Arbeitsraum an. Auch wenn hier schon gute Projekte umgesetzt wurden (Sonnwendviertel, Neues Landgut, Nordbahnhofviertel, Asperngründe…), gilt es hier nicht nachzulassen und diesen Weg weiter zu gehen. Auch mit dem Bundesheer werden Gespräche notwendig sein, ob sie ihre Kasernenstandorte behalten oder aufgeben. Auch diese Flächen bieten sich für Entwicklungen an.

Diese sechs Punkte tragen dazu bei, dass einerseits die bestehenden versiegelten Böden besser und effizienter genutzt werden und andererseits die bestehenden Siedlungsflächen auch für die vorgesehenen Wohnzwecke genutzt werden. Jeder dieser Punkte trägt auch dazu bei, die Bodenversiegelung zu bremsen und auf ein notwendiges Minimum zu reduzieren. Derzeit tut die Stadt Wien noch viel zu wenig, um auch hier eine vorbildliche Klimamodellstadt zu sein. Leider verlieren wir dadurch im wahrsten Sinne des Wortes den Boden unter den Füßen.
Wir fordern einen tiefgreifenden und ernst gemeinten Bodenschutz auch in Wien und eine Umsetzung der angeführten Punkte.