Öffi-Chaos in Wien
Damit die Stadt die selbstgesteckten Klimaziele und die Mobilitätswende schafft, braucht es eine deutliche Verbesserung der Fuß- und Radwege, aber auch eine Verbesserung im öffentlichen Verkehr.Auch wenn wir unsere Öffis in Wien lieben und sie im internationalen Vergleich ein hohes Niveau haben – zuletzt haben sich die Öffis in Wien nicht von ihrer besten Seite gezeigt.
U-Bahn Baustelle in Wien – eine unendliche Geschichte?
Das Rückgrat des öffentlichen Verkehrs in Wien sind die U-Bahnen und S-Bahnen. Je mehr Menschen in der Stadt leben, desto besser muss der öffentliche Verkehr – und damit auch die Schnellverbindungen ausgebaut werden. Aktuell sind die U1 und die U6 an ihrer Kapazitätsgrenze – der Ausbau der U2 Richtung Süden zum Matzleinsdorfer Platz und in weiterer Folge zum Wienerberg sind unbedingt notwendig. Damit würden im Süden Wiens drei große Umstiegsknotenpunkte zu Regional- und Fernverkehrsverbindungen (S-Bahnen und Fernzüge) bestehen: Der Hauptbahnhof mit der U1, Bahnhof Meidling mit der U6 und dann der Matzleinsdorfer Platz mit der U2. Damit würden auch die anderen beiden Linien (U1 und U6) entlastet werden.
Das wurde bereits 2014 (vor 10 Jahren!) erkannt und die Weichen für den U2/U5 Ausbau gestellt. Seit dem gab es aber permanent Verzögerungen. Die ursprüngliche Eröffnung der U2 bis Matzleinsdorfer Platz wurde von 2027 auf 2028 verschoben – zuletzt wurde von 2030 gesprochen, und auch bei diesem Datum ist sich der zuständige SPÖ Stradtrat Hanke nicht sicher.
Unabhängig vom Fehlen der politischen Verantwortung sind die leidtragenden die Wienerinnen und Wiener, die bereits jetzt in überfüllten Öffis fahren. Hinzu kommt, dass auch durch die bestehenden Baustellen der Rad-, Fuß und Busverkehr auch mit Hindernissen konfrontiert ist – und das jetzt noch bis 2030. Abgesehen von diesem Ärgernis, kam es zu einer gewaltigen Kostenexplosion, zu der unsere Gemeinderät:innen im Rathaus 42 Fragen an den SPÖ Stadtrat gestellt haben. Alles Infos dazu kannst du hier nachlesen: https://wien.gruene.at/news/mobilitaet/u-bahn-ausbau/
Kein Schienenersatzverkehr, Personalnot und immer längere Wartezeiten an den Haltestellen.
Ende November kam es zu einem Brand einer – glücklicherweise – leeren U-Bahngarnitur, keine Personen wurden dabei verletzt. Eine unglückliche Sache, für die es keine Ursache gab – kurz gesagt ein unglücklicher Zufall. Das sollte nicht vorkommen, aber kann in einer Großstadt, wie Wien, passieren. Rasch wurde von Seiten der Wiener Linien versprochen, dass ein Schienenersatzverkehr eingerichtet werden sollte. Das geschah leider nicht – es wurde lediglich ein Schienenerweiterungsverkehr eingeführt. Auch wenn die Linien O, 1 in einem höheren Intervall geführt wurden und die Linie D bis zum Reumannplatz verlängert wurden, konnten diese Maßnahmen die Kapazitäten der fehlenden U-Bahn kaum abfedern. Zur Stoßzeit waren die Straßenbahngarnituren maßlos überfüllt. Die Wiener Linien haben es verabsäumt hier ein zusätzliches Angebot den Öffinutzer:innen anzubieten. Üblich wäre es für einen Schienenersatzverkehr, wenn man Busverbindungen rasch einrichten würde. Es lässt sich leider nur spekulieren, warum zu den gesetzten Maßnahmen nicht auch ein echter Schienenersatzverkehr eingeführt wurde.
Neben diesem temporären Ärgernis, das glücklicherweise seit Anfang Dezember behoben ist, haben die Wiener Linien leider noch immer das Problem des Personalnotstandes nicht gelöst. Das zeigt sich in den immer wieder sehr langen Wartezeiten bei den Haltestellen. Dass das nicht nur das Gefühl der Fahrgäste ist, sondern der Realität entspricht, hat auch der Stadtrechungshof festgestellt (der dreiteilige Prüfbericht kann hier gedownloadet werden: https://stadtrechnungshof.wien.gv.at/w/ausschussprotokoll-2024-05). Im Bericht lässt sich auch feststellen, dass die Anzahl der „Langsamfahrstellen“ bei den Straßenbahnen zugenommen hat – Stellen bei denen wegen Beschädigungen bei den Schienen nur mit reduziertem Tempo gefahren werden darf. Hier haben die Wiener Lienen zu den bestehenden Baustellen der U-Bahnen auch einen deutlichen Sanierungsrückstand beim Schienennetz der Straßenbahen – wieder zum Leidwesen der Fahrgäste.
Kein Vorrang für die Öffis – SPÖ ist gegen die Beschleunigung von Straßenbahn und Bussen
Ehrlicherweise muss man auch erwähnen, dass die Wiener Linien Maßnahmen gesetzt haben, um den Personalnotstand entgegenzuwirken. Aus Sicht der Fahrgäste spürt man noch nicht viel davon. Politisch haben wir Grüne neben den Fragen an den zuständigen SPÖ Stadtrat auch in den Bezirken viele Anträge zur Verbesserung und Beschleunigung der öffentlichen Verkehrsmittel gestellt:
- Verbesserung der Ampelschaltung für Straßenbahnen, damit sie bei Kreuzungen kürzer stehen müssen
- Errichtung von Haltestellenkaps bei Bushaltestellen
- Im Gegensatz zu einer Busbucht muss bei einem Haltestellenkap der Bus sich nach Ein- und Aussteigen der Fahrgäste nicht mehr in die Fahrspur in den Autoverkehr einordnen. Beim Haltestellencup wird die Haltestelle in den Straßenraum baulich „vorgezogen“; der Bus bleibt in der Fahrbahn stehen. Sobald alle ein- und ausgestiegen sind, muss sich der Bus nicht in den Autoverkehr einordnen, sondern kann geradeaus weiter fahren und hat durch die Wartezeit an der Haltestelle vor sich immer eine freie Fahrt. Das ist eine einfache Maßnahme um das Vorankommen für den Busverkehr in der Stadt zu beschleunigen.
- Tempo 60 für die Straßenbahn, da wo es gefahrlos möglich ist.
In Favoriten wurden fast alle Vorschläge, die wir gemacht haben von der SPÖ, aber auch ÖVP und FPÖ abgelehnt. In der letzten Bezirksvertretungssitzung haben wir auch beantragt, dass die Stadt Maßnahmen zur Verbesserung der völlig überlasteten Linie 14A in der Gudrunstraße setzen soll. Wir sind auf die Pläne gespannt.
Es ist politisch mutlos, wenn man nicht versucht, da wo es möglich ist, die kleinen Verbesserungen für den öffentlichen Verkehr umzusetzen. Wir bleiben auf jeden Fall dran, dass wir uns in Wien – sowohl im Rathaus und in allen 23 Bezirken – für die Verbesserung, den raschen Ausbau und die Beschleunigung des öffentlichen Verkehrs einsetzen.